Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

Anwendungsperspektiven

Aus den Befunden sollen Konsequenzen für die linguistische Höflichkeitsforschung wie für die Jugendsprachforschung gezogen werden. Wie im Forschungsüberblick ausgeführt, stellen insbesondere Befunde zu soziolinguistischen Differenzen neue Ergebnisse für die Höflichkeitsforschung dar, während der innovative Zugewinn für die Jugendsprachforschung in den Befunden zu höflichen bzw. unhöflichen Umgangsformen Jugendlicher liegen wird. Speziell soll die These diskutiert werden, ob sich die Ausdrucksformen sprachlicher Höflichkeit bei Jugendlichen als eine Tendenz der Informalisierung von sprachlichen Umgangsformen deuten lässt, indem konventionalisierte Formen z.B. des Grüssens und Verabschiedens durch informellere Formen abgelöst werden. Dazu soll ein stichprobenartiger Vergleich mit ausgewählten Stilistiken der deutschen Gegenwartssprache, v.a. den im Stil-Duden beschriebenen Formen durchgeführt werden. Der Aspekt der Adressatendifferenzierung (recipient design) ist sowohl für die Höflichkeits- und Jugendsprachforschung von großem Interesse; für die Forschungen zur Sprachentwicklung im Schulalter unter dem Aspekt der kommunikativer Kompetenz und der Stilwechsel von Jugendlichen zu diskutieren sein. Eine Veröffentlichung der Projektergebnisse mit der Dokumentation zahlreicher Transkriptionsbeispiele, insbesondere aus der Peergruppen-Kommunikation, ist in der Reihe: Sprache – Kommunikation – Kultur: Soziolinguistische Beiträge (hrsg. v. Eva Neuland) im Verlag Peter Lang geplant.

Schließlich sollen Konsequenzen aus den Befunden für Sprachdidaktik und Sprachunterricht gezogen werden. Dazu liegen bereits erste Entwürfe vor, die z.T. gemeinsam mit Lehrkräften entwickelt wurden. Wie bereits erwähnt, ist das Thema sprachliche Höflichkeit bzw. Unhöflichkeit derzeit zwar äußerst aktuell, und es herrscht weitgehend Konsens bei Eltern, Lehrkräften und in der Öffentlichkeit, dass in der Schule mehr Höflichkeitserziehung betrieben werden solle. Wie diese aber auszusehen habe, ob z.B. isolierte Akte wie Verbote von „Schimpfwörtern“ oder bestimmter Grußformeln taugliche Mittel darstellen, wie höfliche Umgangsstile in einem sprachreflektierenden Unterricht bewusst gemacht werden können, und welche Lehrmittel den Lehrkräften dabei zur Verfügung stehen sollen, ist ein weitgehend unbearbeitetes Feld. Es liegt nahe, z.B. aus den Befunden insbesondere zu den kritischen Kommunikationssituationen neue Anregungen für die Konstruktion von Unterrichtsmaterialien zu entwickeln und aus den Befunden insgesamt Anregungen für Unterrichtsprojekte und für die Lehrerfortbildung zu formulieren. Insbesondere können Beispiele aus der Unterrichtskommunikation für die Lehrerfortbildung genutzt werden. Vorarbeiten zur Lehrwerkanalyse liegen bereits vor (vgl. Neuland 2010). Weiterhin ist ein einschlägiges Themenheft der Zeitschrift Der Deutschunterricht zum Umgang mit Höflichkeit in Lehrwerken und in der Unterrichtskommunikation in den Bereichen Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweit-/ Fremdsprache geplant.

Weitere Infos über #UniWuppertal: